Ausgangslage
Die KESB-Behörden entscheiden über die Anwendung von Fürsorge- und Zwangsmassnahmen in der Schweiz. Sie sind 2013 aufgrund einer Änderung des Zivilgesetzbuchs (ZGB) entstanden, die vom nationalen Parlament beschlossen wurde. Während die Westschweizer Kantone grossteils mit dem bestehenden System fortfahren konnten, führte die ZGB-Anpassung in den Deutschschweizer Kantonen und im Tessin zu organisatorischen Umwälzungen.
Die Analyse beginnt in den 1990er-Jahren mit den ersten Sitzungen zur Reform des Vormundschaftswesens, wie der Kindes- und Erwachsenenschutz damals genannt wurde. Die Untersuchung verfolgt anschliessend die Reform auf nationaler Ebene und die Umsetzung auf Kantonsebene in den 2000er-Jahren, um schliesslich mit der Mediendebatte und ihren Auswirkungen in der heutigen Zeit anzukommen.
Kurz nach ihrem Entstehen gerieten die KESB 2015 wegen des Kindsmords von Flaach (ZH) unter Beschuss. Bürgerinitiativen gegen die KESB bildeten sich, zeitweise standen KESB-Mitarbeitende sogar unter polizeilichem Schutz. Die moralpolitische Kontroverse hält bis heute an, trotz gegenteiliger Evidenz zur Arbeit der KESB und positiver Berichte externer Experten.
Das Forschungsprojekt interessiert sich für den Gegensatz zwischen öffentlicher und Expertenmeinung, für seinen Ursprung und für seine Konsequenzen.