Digitalisierung & Digital Governance

Die Digitalisierung im öffentlichen Raum sowie der damit einhergehende Wandel von öffentlichen Organisationen wird am KPM von verschiedenen Forschenden untersucht. Prof. Dr. Adrian Ritz interessiert, inwiefern Digitalisierung zu einer Effizienz- und Effektivitätssteigerung sowie zu Komplexitätsreduktionen in den öffentlichen Aufgabenerfüllungsprozessen führt. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern externe Stakeholder der Verwaltung vermehrt zu selbstkompetenten Kollaborationspartnern ("Prosumers") öffentlicher Institutionen werden können, was zu einer verbesserten Problemlösung des Staats führen kann. Dabei geht es auch um Fragen der Innovation, des Stands und Fortschritts der Digitalisierung, z.B. auf Gemeindeebene, oder es interessiert, welche Steuerungskontexte die besten Voraussetzungen für die erfolgreiche Implementierung von Digitalisierungsreformen bieten. Damit hängen ebenfalls neue Organisations- und Innovationsformen wie z.B. Digital Labs, Innovation Labs oder agile und selbstorganisierte Organisationsformen zusammen.

Am KPM wird in mehreren Projekten zum Thema Public Secotor Digizalization geforscht. Dr. Iuliia Spycher forscht im Projekt «The Role of Governance in Public Sector Digitalization» und Maja Hegemann und Céline Hunziker befassen sich mit dem Projekt «Mensch in der digitalen Verwaltung». Dr. Srinivas Yerramsetti beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Forschungsschwerpunkt. Magdalena Waeber forscht auch auf dieser thematischen Achse zum Thema «How do small and medium-sized social welfare organizations cope with organizational challenges triggered by digitization?». 

Digitalisierung wirkt sich zunehmend auf die Interaktion zwischen Bevölkerung und Staat aus. In diesem Zusammenhang gilt es, die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft im Auge zu behalten. Aber auch die Prozesse des Verwaltungshandelns müssen gewissen Ansprüchen genügen, wenn sie digitalisiert werden. Im Kontext der Digitalisierung betrachtet die Forschung von Dr. Srinivas Yerramsetti ebenso die Rolle der Verwaltungsangestellten und jene der Politik in öffentlichen Organisationen.

Die Verwaltung wird massgeblich durch ihr Handeln geprägt, welches sich zunehmend in digitalem Verwaltungsverfahren manifestiert. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt «Mensch in der digitalen Verwaltung»  unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Lienhard  (Rechtswissenschaften) und Prof. Dr. Adrian Ritz (Verwaltungswissenschaften) untersucht den Transformationsprozess zu einer digitalen Verwaltung mit dem Fokus auf digitalisiertes Verwaltungshandeln sowie dessen Auswirkungen auf die unterschiedlichen Anspruchsgruppen. Aus den Erkenntnissen werden Handlungsempfehlungen für die digitale Transformation des Verwaltungshandeln ausgearbeitet und den involvierten Behörden zur Verfügung gestellt. 

Digitale Instrumente der Informationsvermittlung und politischen Meinungsbildung erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die digitale Transformation und die steigende Bedeutung von Social Media verändern die Art des Informationskonsums, dessen Inhalte und die Auswirkungen auf politische Einstellungen und Entscheidungen. Der Forschungsschwerpunkt "Digitale Demokratie" befasst sich mit der Frage, wie sich die Digitalisierung auf das Funktionieren der Demokratie im Allgemeinen bzw. auf zentrale Bedingungen demokratischer Systeme wie Transparenz, Verantwortlichkeit, Inklusion und Responsivität auswirkt.

Das KPM beteiligt sich direkt und indirekt an mehreren Projekten, die diesen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven nachgehen. So besteht eine wissenschaftliche Kooperation mit dem Verein Politools, der die Schweizer Online-Wahlhilfe "smartvote" entwickelt und betreibt. Die Nutzung von "smartvote" ist einerseits selbst Gegenstand der Forschung, andererseits werden die generierten Daten über Parteipositionierungen der Forschung zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus ist das KPM in Zusammenarbeit mit der Universität Genf am Projekt "Gefährdet digitaler Informations- und Nachrichtenkonsum die Demokratie?" im Rahmen des NFP 77 "Digitale Transformation" beteiligt.

Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms zur digitalen Transformation (NFP 77) werden besondere Aspekte von e-Justice, wie namentlich  Fragen der automatisierten Anonymisierung von Gerichtsurteilen in der Kontroverse zwischen Justizöffentlichkeit und Persönlichkeitsschutz, die im Forschungsprojekt "Gerichtsurteile im Spannungsfeld zwischen Transparenz und Privatsphäre (Open Justice versus Privacy)" von Prof. Dr. Andreas Lienhard untersucht werden. Dabei befasst sich die juristische Dissertation von Magda Chodup mit den rechtlichen Grundlagen der Anonymisierung von Gerichtsurteilen