Strategie, Organisation & Wandel

Strategie bezeichnet die langfristige Ausrichtung einer Organisation und deren Aktivitätsfelder. Dabei sind die Bedürfnisse der relevanten Anspruchsgruppen, Kontexte wie Märkte, Politik und Regulierung als externe Aspekte ebenso zu analysieren, wie die internen Ressourcen und Kompetenzen. Mehrwert für das Einlösen des Wertversprechens entsteht durch die effektive Orchestrierung von Innen- und Aussenperspektive. Derartige Strategiearbeit ist in pluralistischen Settings wie eben in öffentlichen Organisationen besonders anspruchsvoll, weil nicht nur der strategische Zielkatalog teilweise konfligierende Aspekte enthält, sondern auch die in der Organisation wirksamen, oftmals konkurrierenden Logiken und Rationalitäten.

Zwei abgeschlossene Grundlagenforschungsprojekte von Prof. Claus D. Jacobs, Ph.D., des Schweizerischen Nationalfonds ("Strategy as Discourse – Reconstructing a social practice"; "Seeking strategic coherence -Balancing internal and external legitimacy in pluralistic settings") bilden die konzeptionelle Basis für diesen Forschungsschwerpunkt.

Frau Maria Riniker auf dieser thematischen Achse zum Thema "How do social entrepreneurs persuade backers through verbal and visual Communication?".

Die Überprüfung von Strukturen und Prozessen von Verwaltungen erfordert systematische Vorgehensweisen im Rahmen einer Organisationsanalyse. Dabei gilt es Organisationsmerkmale, die für das Funktionieren der Organisation und ihre Effektivität relevant sind, zu erfassen und zu bewerten. Auf gesamtstaatlicher Ebene sind unterschiedliche Arten von Aufgabenüberprüfungen und Haushaltsüberprüfungen (Spending Reviews) zur Analyse von Verwaltungsorganisationen weit verbreitet. Die Auseinandersetzung mit den Ursachen, Inhalten, Vorgehensweise von Organisationsanalysen liegt dem Forschungsinteresse von Prof. Dr. Adrian Ritz zugrunde, um dieses Instrument besser zu verstehen und anwenden zu können. Angewandte Forschungsprojekte wurden vom KPM sowohl auf der Ebene von Bund, Kantonen und Städten durchgeführt.

Öffentliche Aufgaben werden nicht ausschliesslich durch Organisationsformen der Zentralverwaltung erfüllt, sondern auch durch dezentrale, ausgelagerte bis hin zu privatrechtlichen Verwaltungsträgerinnen und -trägern. Öffentlichen Unternehmen in Bund, Kantonen und Gemeinden kommt dabei für die Gewährleistung des Service public eine besondere Bedeutung zu. Die Organisation und Steuerung solcher Verwaltungsträger stellen in dieser Hinsicht eine besondere Herausforderung dar.

Diese Public Corporate Governance wird am KPM vielfältig beforscht – auch im Rahmen der anwendungsorientierten Forschung, wie beispielsweise der Beurteilung des Steuerungsmodells der öffentlichen Unternehmen des Bundes, an der Prof. Dr. Andreas Lienhard mitgearbeitet hat. 

Die Forschung erfolgt dabei auch im internationalen Verbund wie bspw. im Zusammenarbeit mit der Zeppelin-Universität Friedrichshafen. Im Rahmen dieser Kooperation ist ein neuer PCG-Musterkodex entstanden. Prof. Dr. Andreas Lienhard war Mitglied der Expertenkommission. 

Bei der Organisation der öffentlichen Verwaltung stellen sich zahlreiche rechtliche Fragen, wie bspw. bezüglich der Rechtsformen, des Führungsinstrumentariums, des Personalrechts oder der Staatshaftung. Auch im Verbund mit der Schweizerischen Vereinigung für Verwaltungsorganisationsrecht werden diese Themen beforscht und es wird regelmässig darüber publiziert.

Gegenwärtig werden im Rahmen eines Dissertationsprojekts von Thomas Nistelberger bei Prof. Dr. Andreas Lienhard rechtliche Aspekte von Leistungsvereinbarungen innerhalb der Zentralverwaltung untersucht. 

Eine besondere Bedeutung kommt dabei auch der nachhaltigen Finanzierung der öffentlichen Aufgaben zu. Ergebnis eines langjährigen Forschungsprojekts ist ein Lehrbuch zum Öffentlichen Finanzrecht, welches Prof. Dr. Andreas Lienhard mitverfasst hat. 

Strategische Innovation macht es in der Regel notwendig, die Organisation in Struktur, Prozessen, Praktiken und/oder Kultur anzupassen. Diese Wandelprozesse können inkrementeller oder transformativer Natur sein. Die Komplexität von organisationalem Wandel besteht aber nicht in seiner technisch-strukturellen Dimension, sondern in der Tatsache, dass sich Menschen in Organisationen wandeln (sollen). Daher sind mikropolitische, sozialpsychologische und kulturelle Aspekte die relevantesten Hebel, die hierbei zu beachten sind. 

Frau Konstanze Krüger forscht auf dieser thematischen Achse zum Thema "Undoing stigma – Enacting palliative care in children's hospital".

Organisationale Identität bezeichnet eine auf die Gesamtorganisation bezogene Zuschreibung, "wer wir als Organisation sind". Dabei kann sowohl die Organisation insgesamt als sozialer Akteur von aussen betrachtet werden, als auch die diskursiven Bedeutungsverhandlungen innerhalb der Organisation. Eine höhere Homogenität in diesen Bedeutungszuschreibungen, was das Wesen der Organisation ausmacht, ist für viele organisationale Prozesse dienlich. In der Regel sind Strategieentwicklungsprozesse, organisationale Wandelprojekte und kulturelle Veränderungen dann einfacher umzusetzen. Gleichwohl kann eine derartige Homogenität nicht von oben herab verordnet werden.  

Dr. Emamdeen Fohim leitet das durch den Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Forschungsprojekt "How 'new work' settings shape organizational identity beliefs".

Der englische Begriff Sensemaking ist auf Deutsch nur unzureichend zu übersetzen. Er bezeichnet näherungsweise die Notwendigkeit, Neues und Irritierendes für die Organisation zu interpretieren und daraus Handlungsfolgen abzuleiten. Es handelt sich dabei nicht um eine Interpretation mittels bekannten Mustern, sondern eben gerade um die, meist ad hoc und in Krisen unangekündigt an die Organisation herangetragene, hermeneutische Herausforderung ausserhalb bekannter Muster Sinn und Bedeutung zu erzeugen. Gelingendes Sensemaking kann die organisationale Antwortfähigkeit ebenso fördern, wie ihre Resilienz bei Krisen. Insbesondere stellt Sensemaking eine zentrale Voraussetzung für organisationales Lernen dar. 

Frau Catharina Geurtzen forscht forscht auf dieser thematischen Achse zu "Making sense of reliability threats: Exploring risk work in Swiss prisons".